Eine Fachhochschule wird international als „University of Applied Sciences“ bezeichnet, also als Hochschule der angewandten Wissenschaften. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Ingenieurwissenschaften, denn Vorgänger der heutigen Fachhochschulen waren staatliche Ingenieurschulen, die ursprünglich als reine Lehreinrichtungen konzipiert wurden. 1968 wurde die Umlegung von Höheren Fachschulen in Fachhochschulen beschlossen. Gleichzeitig wurden Fachhochschulen als eigenständige Einrichtungen des Bildungswesens im Hochschulbereich anerkannt.
Zu den Ingenieurwissenschaften bieten die Fachhochschulen noch die Studiengänge Agrar- und Forstwirtschaft, Medien- und Informationswesen, Gesundheits- und Sozialwesen und schließlich Gestaltung und Design an. Somit ist nicht jedes Studium an einer Fachhochschule möglich. Dennoch bieten die Fachhochschulen klare Vorteile: Studenten, die ihr wissenschaftliches Studium an einer FH machen, können mit kleineren Lerngruppen rechnen. Darüber hinaus kann der klar strukturierte Studienaufbau und die ständigen Leistungskontrollen als Vorteil angesehen werden.
Beim Studium bietet die Fachhochschule ein praxis- und anwendungsorientiertes Hochschulstudium an. Die Ausbildung findet sehr realitätsnah statt, in Zusammenarbeit mit realen Firmen oder in den Dualen Studiengängen. Mit diesen praktischen Studieninhalten waren Fachhochschulen bisher den Universitätsabschlüssen überlegen. Mussten sich Studenten noch vor Jahren rechtfertigen, warum sie einer Fachhochschule den Vorzug gaben, wurden in den späteren Jahren die Absolventen einer FH sogar in der freien Wirtschaft mehr geschätzt. Das lag überwiegend an der größeren praktischen Erfahrung, die vermittelt wurde. Diese Praxiserfahrung wird an Fachhochschulen durch mehrwöchige Praktika, Projektphasen und oft auch Praktikumssemester erreicht. Doch mit der Einführung des Bachelors werden diese Vorteile nach und nach wegfallen, denn auch Universitäten müssen nun vermehrt praxisbezogenen Unterricht anbieten.
Seit der Hochschulreform sind Bachelor- und Master-Abschlüsse von Fachhochschulen und Universitäten als gleichwertig anzusehen. Doch zunehmend achten Unternehmen nicht so sehr auf die abgeschlossene Hochschulform, sondern mehr auf soziale Kompetenzen, Stärken und Interessen des Bewerbers oder der Bewerberin.
Doch auch mit dieser neuen Entwicklung bleibt der gute Ruf der deutschen Fachhochschulen noch weiterhin unbeschädigt. Ausländische Studenten äußerten sich dahingehend, dass sie an deutschen Fachhochschulen gute Studien-, Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie ein positives Renommee vorgefunden hatten.
Ende 2002 gab es 523.000 Studierende an Fachhochschulen, was einem Anteil von 26 % an allen Studierenden in Deutschland entspricht. Für ein Studium an einer Fachhochschule ist kein Abitur nötig. Das Fachabitur und ein einjähriges Praktikum reichen aus. Sogar mit einer abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung und einer entsprechenden Weiterbildung kann ein zum erlernten Beruf passendes Studium absolviert werden. Dieses Studium ist in der Regel sechs- bzw. siebensemestrig und bietet die Möglichkeit, bereits nach der Vorprüfung den Studiengang fachgebunden an anderer Stelle fortzusetzen. Mit den Abschlüssen Bachelor, Master oder Diplom ist die Hochschulreife erreicht und daher die Zugangsberechtigung für Universitäten gegeben.